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Ottomar Schmidt, (+ 2003) ein großer kräftiger Mann, Frührentner, fünfundzwanzig Jahre als Schiffskoch gefahren, wohnte das erstemal im Juni 1960 im Seemannsheim am Krayenkamp. Von März 1966 bis Juli 1985 stieg er dann regelmäßig mehrmals im Jahr bei seinen Hamburgaufenthalten hier ab. Mit seinen 64 Jahren ist er trotz seiner Mannesreife und seiner großen Lebenserfahrung in seinem Wesen jungenhaft geblieben. Er wohnt, seit er keinen Job als Schiffskoch mehr fand und erst Arbeitslosengeld, dann Frührente bezog, wie viele andere frühere Stammgäste des Seemannsheimes in einem Ledigenheim in unmittelbarer Nachbarschaft und verbringt fast täglich einige Stunden des Tages mit den früheren Kollegen zusammen auf der von den Seeleuten so genannten "Lügenbank" in der Eingangshalle des Seemannsheimes, um von alten Zeiten zu erzählen und über politische Tagesereignisse zu debattieren. Mit dem Fahrrad oder Moped kommt er vorgefahren, legt seinen Sturzhelm und die Plastiktüten mit dem Eingekauften neben sich und ist schnell von geduldigen Zuhörern umgeben. Er findet immer eine Schar von Interessierten, die gespannt seinen sachkundigen Erzählungen und Belehrungen lauschen, besonders wenn er von seinen Abenteuern bei der Fremdenlegion oder aus der Seefahrtszeit erzählt. Im Detail genau schildert er dann spannende Geschichten und Vorkommnisse aus vergangenen Jahrzehnten und weiß jede politische Neuigkeit zu kommentieren und mit Zahlen, Fakten und Hintergründen zu erläutern. Otto findet Gehör bei den Kumpeln und seine Meinung gilt. Besonders bei Krieg und Kriegsgeschrei ist er der Fachmann und kennt jedes Kaliber historischer und moderner Feuerwaffen. Immer wieder spielt er mit Begeisterung in Erinnerungen schwelgend seine Tonkassetten mit französischer Marschmusik ab. Seine Gesprächspartner und Zuhörer sind sowohl Deutsche, als auch Marokkaner, Ghanesen und Türken. Rassendünkel und Vorurteile kennt er nicht. Er verkehrt mit allen, die sich zu ihm gesellen, auf deutsch, englisch oder französisch.
Ottomar ist einer von den Soliden: „Früher habe ich auch getrunken, wie die anderen, aber dann merkte ich, dass das nichts bringt und ich ohne Alkohol besser durchs Leben komme.“ Ottomar kennt aber auch alle Schliche und seine Rechte: „Da wollte mich einer beim Arbeitsamt verpfeifen, weil ich neben der Arbeitslosenhilfe noch eine Rente von der Legion beziehe. Ich habe mir die Gesetzestexte besorgt und dann habe ich denen unter Angabe der einschlägigen Paragraphen klar gemacht, daß sie mir meine französische Rente nicht anrechnen dürfen!“
Der Lebensweg des jungen Ottomar Schmidt vor Beginn seiner Seefahrtszeit war besonders tragisch und dramatisch: „Ich stamme aus einer ganz normalen Arbeiterfamilie aus dem sächsischen Braunkohlerevier. Angefangen hat alles am 15.4.1928 in Röthingen in Sachsen. Es war nicht meine Schuld, dass ich geboren wurde, ich wurde einfach in die Welt gesetzt. Meinen Vater habe ich nie gekannt oder gesehen. Mir wurde von meiner Mutter erzählt, dass er 1928 im Elbsandsteingebirge bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen sei, was eine ihrer größten Lebenslügen uns Kindern gegenüber war. Nach dem Fall der innerdeutschen Mauer war ich drüben in meiner alten Heimat, vorher ging es nicht: Nach Auskunft des Archives des Landratsamts in Borna hat mein Vater bei der Ehescheidung am 22. Juni 1929 vor dem Landgericht in Leipzig noch gelebt! Welch eine infame Lebenslüge der Frau, die ich Mutter nannte, gegenüber ihrem Kind! Heute kann ich auch verstehen, warum sie mich regelrecht hasste. Sie war eine einfache Arbeiterfrau, nicht sehr gebildet, und sie übertrug ihren Hass auf meinen Vater einfach auf mich, da ich langsam zu seinem Ebenbild aufwuchs. Als Kind spürte ich so etwas, denn liebevolle Zuwendung kam nicht rüber. Umarmungen gab es nicht. Das Resultat: Ich wurde verstockt und trotzig und sie antwortete mit Schlägen, in denen sie sich zum Jähzorn steigerte, bis sie nicht mehr konnte: Schläge mit dem Handfeger und mit dem eisernen Feuerhaken. Einmal schlug sie mich im Sommer mit dem Teppichklopfer so schlimm, dass auf dem Rücken die Striemen aufplatzten und bluteten. Opa Heyde, der damals mein Vormund war, kam zu uns und schimpfte und verbot ihr, mich in die Schule zu schicken, bis die Wunden geheilt waren. Meine Trotzhaltung: Ich machte keine Schularbeiten, riss von zu Hause aus und spielte bis in den späten Abend hinein in den Tagebaugruben: Nur weg von zu Hause, das keines war. Im Alter von 11 Jahren kam der erste Hammer: Sie ließ mich in die Nervenheilanstalt nach Leipzig bringen. Dies ging nur, weil ihr inzwischen dritter Mann Gericke, alter SA-Mann schon vor 1933, mitmachte. Zuerst kam ich in die geschlossene Abteilung. Alle zwei bis drei Tage wurden ein oder zwei Tote in den Waschraum geschafft, gewaschen und weggetragen. In der Nazizeit wurden dort die „nicht lebenswerten“ Kinder getötet. Nach 14 Tagen durfte ich in eine andere Abteilung. Ich kam nach sechs Wochen durch und durfte nach Hause zurück. In der Zwischenzeit brach sie die Ehe mit einem Logierburschen, der ein Zimmer bei uns hatte. Ich wusste, was da lief und konnte diesen Gecken nicht leiden. Sein ganzer Stolz war sein Herrenfahrrad. Dieses nahm ich und riss damit aus, diesmal einige hundert Kilometer weit bis nach Furth im Wald in Bayern. Erna holte mich zurück und zeigte mir ihre ganze „Mutterliebe“: Sie ließ mich von ihrem Geliebten Donner mit der Faust verdreschen: Ein über 30jähriger Mann prügelte ein Kind von 15 Jahren bestialisch mit Fäusten. Und nun kam der Hammer: Ich sollte vor das Jugendgericht im Justizgebäude von Borna. Nicht der Stiefvater Gericke ging mit. Der wollte nichts davon wissen. Nach dem Krieg schickte er mir 1946 einen drei Seiten langen Brief: „...Entschuldigung, wenn ich gewusst hätte...“ Ich habe nie geantwortet. Friede seiner Asche! Nicht die leibliche Mutter ging mit vors Gericht. Sie gab vor, ihr Herz hielte das nicht aus. Ich war für sie bloß noch „Sache“. Ein vollkommen fremder Mann, der mit der Familie überhaupt nichts zu tun hatte, außer dass er mit meiner Mutter die Ehe gebrochen hatte und bei uns logierte, wurde mitgeschickt zur Verhandlung. Der setzte dann vor Gericht durch, dass ich auf unbestimmte Zeit in die Jugendstrafanstalt nach Bautzen-Saida geschickt wurde. Dies war der Vorhof zur Hölle: Anstaltskleidung: Grauer Drillichanzug, rundes Gefangenen-Käppi, Holzpantinen: Harte Arbeit, wenig Essen, Schläge, Essenentzug. Wer die Knochenarbeit wegen der Unterernährung nicht mehr schaffte, wurde „selektiert“, das heißt er wurde ausgesondert und nach Hoheneck geschafft. Dort bekam er eine Spritze und die Eltern einen Brief mit dem Wortlaut: „...leider an Lungenentzündung verstorben...“ Dort war ich dann bis zur Eroberung Breslaus durch die Russen. Als die Front sich näherte, bekamen wir unsere Privatkleidung wieder. Es hieß, wir würden in Richtung Leipzig laufen. Die Wärter ließen eine Grube ausheben und verscharrten dort allerhand, was es genau war, habe ich nicht gesehen. Ob meine Mitgefangenen wirklich nach Leipzig kamen, weiß ich auch nicht, denn als die Abenddämmerung hereinbrach, gelang mir die Flucht. Ich traute damals keinem. Ein Militärwagen der Wehrmacht nahm mich später mit. Pech für mich: Er fuhr in die Tschechei, was ich nicht wusste, aber später an den Straßenschildern sah, und da war es zu spät abzusteigen. Das Kriegende erwischte uns in der Nähe von Prag. Die genaue Route der Städte in der CSR, durch die wir kamen, weiß ich nicht mehr, darunter waren Ortsnamen wie Brüx, Leitmeritze, Teplize, Theresienstadt. Bei Zirndorf kamen wir wieder auf deutsches Gebiet. Auf dem ganzen Weg bekam ich zusammen mit den anderen Schläge, weil ich Deutscher war: Schläge erst von den Nazis, jetzt von den Tschechen. Es gab nichts zu essen. Ich hatte Glück im Unglück: In einem umgestürzten Wehrmachts-LKW fand ich eine Dose mit 2 kg Butter. Ich kaute die unteren Halmenden von Gräsern, dazu etwas Butter, sonst nichts. Bei Meißen fand ich an der Elbe einen Kahn mit einer Paddel und ruderte auf die andere Seite. Die Brücken waren gesprengt oder gesperrt. Leichen schwammen in der Elbe. Die kamen aus der CSR. Von Meißen marschierte ich bis Glauchau an der Mulde. Eine Riesenansammlung von Landsern lagerte vor Glauchau. Sie wurden alle nach Russland geschafft. Heimkehrer haben mir das später bestätigt. Drüben war der Ami. Der Russe ließ niemanden hinüber. Ich bin am selben Abend bei einem Schrebergartengebiet in Glauchau alleine über die Mulde. Drüben habe ich bei einem Bauern übernachtet. Der fuhr am nächsten Tag mit seinem Bulldozer nach Borna. Ich war wieder zu Hause. Donner war da, meine Schwester und Erna. Kein großes Hallo. Außer meiner Schwester wollte mich keiner. Drei Tage später wurde ich abgeholt. Meine Mutter war in das Gemeindebüro gegangen und hatte den Amis erzählt, ich sei Soldat gewesen. Ich hatte keine Papiere und so wurde ich in ein Gefangenenlager nach Böhlen geschafft. Aber die Amis hatten ein Einsehen: Nach 8 Tagen wurde ich wieder entlassen. Ich war damals fast 17 Jahre alt. Im Garten bekam ich mit Donner Streit. Ich ließ mir nie etwas gefallen. Ich hasste ihn und ging mit dem Spaten auf ihn los. Da entpuppte der sich als Feigling und schrie um Hilfe. Erna half ihm. Mir reichte es! Ohne Geld und ohne alles ging ich los. In Arnstadt in Thüringen fing ich das erste mal an zu arbeiten, und zwar in einer Molkerei als Käser mit Unterkunft und Verpflegung. Das war nicht schlecht in der damaligen Notzeit. Ich lernte dort Käse und Quark zu machen und erholte mich bei dem für die damalige Zeit guten Essen. Als die Amis Thüringen an die Russen übergaben, machte ich mich auf nach Bayern. Dort in der amerikanischen Zone ging es mir wieder schlechter. Als Sachse bekam ich keine Aufenthaltsgenehmigung, weil ich nicht als Flüchtling anerkannt wurde. Flüchtlingsstatus hatten nur die von den Polen oder Tschechen vertriebenen Ostpreußen, Pommern, Schlesier und Sudetendeutschen sowie die Ungarn-, Rumänien- und Jugoslawiendeutschen. Die wurden in Flüchtlingslagern wenigstens auf Strohlagern untergebracht und bekamen Decken und Verpflegung. Als Sachse bekam ich in jeder Stadt als Durchreisender nur Lebensmittel für drei Tage und lernte wieder hungern und betteln. Ich schlief bei Bahnhofsmissionen, auf Zeitungspapier auf Betonböden in Hochbunkern oder auf Bänken in Wartesälen.“
Ottomar zog also mit 17 Jahren alleine durch das chaotische Nachkriegsdeutschland und schlug sich mit Pfiffigkeit und Bauernschläue durch, ließ sich nicht unterkriegen und fiel immer wieder auf die Füße. Von Bayern fuhr er ohne Fahrkarte in überfüllten Zügen nach Bremerhaven, lernte dort bei den Amis innerhalb von 6 Wochen so gut englisch, dass diese ihn als Hilfsdolmetscher engagierten. „Ich hatte damals alles, wovon man als Deutscher nur träumen konnte: Zigaretten, Schokolade, Kleidung, sogar ein Jeep stand mir zur Verfügung. Aber ich war noch zu dumm und unerfahren, um daraus einen blühenden Schwarzhandel zu entwickeln.“ Trotzdem wurde ihm eines Tages der Boden in Bremerhaven unter seinen Füßen zu heiß und er setzte sich gen Süden ab.
In München geriet er 1947 an einen Werber für die Fremdenlegion. „Der kam mir gerade recht. Lieber starb ich doch mit vollem Bauch, warm gekleidet und mit einer Zigarette, als weiterhin als zerlumpter Mensch wie ein verhungernder Hund durch die Straßen zu streunen. Mit einem französischen Militärfahrschein fuhren wir mit mehreren Bewerbern nach Rothenburg ob der Tauber. Dort übernachteten wir bei der französischen Gendarmerie und bekamen gutes Essen und Zigaretten. Den nächsten Tag ging es mit dem Zug nach Offenburg in ein riesiges Barackenlager. Acht Tage gründliche Untersuchungen: Zähne, Augen, Herz. Man mußte kräftig sein und durfte keine Narben über 2 cm Länge aufweisen, denn die könnten aufbrechen in subtropischer schwüler Hitze. Dann wurden wir in französische Uniformen gesteckt. Die Verpflegung war gut. Es gab 20 Zigaretten pro Tag. Am 9. Tag marschierten 600 angehende Legionäre in Begleitung alter Legions-Serganten zum Bahnhof von Offenburg. Ein Sonderzug brachte uns direkt nach Marseille. Dort ging es auf die alte Festung am Fischereihafen. Die Köpfe wurden uns kahl geschoren. Jeder mußte ½ Liter Blut „freiwillig spenden“. Zwei Tage vor Weiterreise bekamen wir alle eine Blutverdünnungs-Spritze und Impfungen gegen Cholera, Pocken usw. Wir blieben hier 12 Tage. Dann ging es im Hafen von Marseille aufs Schiff und mit kahlgeschorenem Kopf, und metallener Registriermarke auf der Brust quer über das Mittelmeer nach Oran und von dort direkt nach Sidi bel Abbes in Algerien. Über dem Eingangstor des Lagers C.13.III stand in großen Lettern der Ausspruch des Generals Nègrier aus dem Jahre 1884: „Vous ètes legionaires vous ètes soldats pour monrir et je vous envoie, ou vous mourez“: Ihr seid Legionäre, seid Soldaten zum Sterben und ich lade euch ein, wo ihr sterbt. Da blieben wir vier Tage. Hier mussten wir den Vertrag unterschreiben, fünf Jahre freiwillig in der Fremdenlegion zu dienen. Sofort danach wurde das erste Drittel der Prämie von 900.000 Franc, also 300.000 Fr. ausgezahlt und wir erhielten Ausgangserlaubnis in die Stadt bis 24 Uhr. Dann wurden wir in die einzelnen Ausbildungskasernen verteilt. Ich kam nach Meknes in Marokko. Die dortige sechsmonatige Ausbildung war das Härteste, was ich je in meinem Leben durchgemacht habe: Sport, Marschieren in der Gluthitze. Männer mit Kreislaufstörungen oder Herzfehlern fielen um. Es gab kein EKG. Durch die Härte des Trainings kamen viele der Leute in ein Hospital und wurden, wenn sie nicht diensttauglich schienen, wieder nach Hause geschafft. Nach 6 Monaten Ausbildung und 30 Tagen Bau (ich war nachts über die Kasernenmauer geklettert) kam ich nach Novion: Nachschubbasis Ferner Osten. Nach 8 Tagen Einschiffung im Hafen von Oran brachten uns die Charterschiffe „Athos 1“ und „Athos 2“ und SS „Pasteur“ nach Indochina. Zuerst liefen wir Cap Saint-Jacques an, die Einfahrt nach Saigon im Golf von Tonking, dann fuhren wir weiter zum bay d'Along, der Einfahrt zum Hafen Haiphong. Die Schönheit des bay d' Along war überwältigend: Lauter kleine Inseln. Calgeren, Kalksteinriffe, schossen überall aus glasklarem blauen Meer. Ich war mit meinen neunzehn Jahren einfach erstaunt, ja ergriffen von dem ersten Eindruck dieser für mich neuen Welt im fernen Osten. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Das phantastische Bild hielt mich gefangen. Ich wusste damals nur noch nicht, dass ich das grausamschöne Bild der fernöstlichen Meduse bestaunte. Das ging mir erst später auf. An Krieg war angesichts einer so schönen Natur gar nicht zu denken. Aber bald rissen mich die barschen Befehle aus meinem träumerischen Erstaunen: „Prepare vous pour embarger“: Fertigmachen zum Entladen. Wir mußten mit vollem Gepäck und Waffen von der S.S.“Pasteur“ in die L.S.T.-Landungsbote übersteigen, die uns nach Haiphong brachten. Dort ging es Section für Section, immer unter Führung eines Serganten, in das „Centre Arrier Operation Tonking. Durch Lautsprecher wurde uns mitgeteilt, dass wir unsere Prämie abholen sollten und wir hätten Urlaub bis zum nächsten Tag um 10 Uhr. Es gab 2.000 Piaster zum Verbraten: Rasieren, Pastis, Bier, Cognac, Essen und Duschen mit den ersten Vietnamesinnen. Viel hatten wir morgens nicht mehr übrig. Um 10 Uhr Appell: Ca. 1.200 Legionäre wurden über Lautsprecher den Serganten zugeteilt. Die wiederum bekamen die Marschbefehle in die verschiedenen Regimenter der Legion im Tonking-Raum. Nochmals bekamen wir Urlaub bis morgens 9 Uhr. Wir schauten uns die schöne Hafenstadt mit ihrem lebendigen asiatischen Treiben an. Wir ließen uns von den vietnamesischen Fahrrad-Rikschakulis durch die Stadt fahren und bestaunten als junge Männer natürlich diese schönen zierlichen Mädchen, mit denen wir unser Geld verbrachten. Am nächsten Tag wurden wir mit Lkws amerikanischer Herkunft zum Hauptbahnhof gebracht. Der Zug fuhr nach Nam Dinh in das Delta von Tonking am Roten Fluss und nach Hanoi über die Point du Mer-Brücke nach Nam dih über Vinh bao-Phu ly. Der Zug war bemerkenswert: Zwei Flachwagen vor der Lokomotive mit Sand gefüllt: Sie sollten eventuelle Minen auf den Gleisen zur Explosion bringen. Wir selbst bekamen Munition für unsere „Mas 36“ und Handgranaten. Außerdem wurden uns zwei Züge Bao thai in voller Kampfausrüstung zugeteilt. Wir hatten Glück: Bis zum Zielort Nam Dinh passierte nichts. Dort wurden wir in ein Lager aus Wellblechbaracken einquartiert, in denen wir in der subtropischen Hitze regelrecht gebraten wurden. Wer noch etwas Fett im Körper hatte, der schwitzte auch diesen Rest aus. Schlafen ohne Moskitonetz war nicht möglich: Milliarden dieser Biester stachen und saugten unser Blut. Acht Tage mussten wir dort schmoren und hatten Ausgang bis zum Wecken. Es gab gute Verpflegung mit Rotwein und Zigaretten. Marschbataillon 2/13 DBLE kam nach 8 Tagen vom Einsatz zurück nach Nam Binh mit nun auch unserem Commandanten „Roux“. Ich war zu den mittelschweren Granatwerfern eingeteilt als „Artifiseur“: Feuerwerker Mortier 81 mm. Wir hatten damals noch die alte Munition aus dem 2. Weltkrieg. Da mußte noch von Hand hinten am Leitwerk die Patrone reingesteckt und vorne der Zünder aufgeschraubt werden. Dazu hatte ich die Aufgabe, die Granate abzufeuern. Zu unserem Bataillon GM.4 - Groupe Mobil gehörte noch 75 mm Feldhaubitzen und 120 mm Langrohrhaubitzen sowie eine Panzerabteilung. Den ganzen Krieg von 1947 bis 1954 zu erzählen, würde Bände füllen. So will ich nur über einige spektakuläre Einsätze berichten, die ich selber miterlebt habe. Von 1947 bis 1954 taumelten wir in Intervallen von einem Einsatz zum anderen. Nicht selten hatten wir in Tonking-Delta pro Monat zwei bis drei Angriffe eines ganzen Bataillons Vieth Minh abzuwehren. Bei minimalen eigenen Verlusten verrichteten wir ein grausames Schlachterhandwerk und schlugen sie meistens. 30./31. Dezember 1951: Xom Pheo: Ein Regiment bó-doi's attackieren uns vier Stunden lang - Contra-Attacke - Bajonettkampf - der Vieth Minh weicht zurück, läßt 500 Tote liegen und Kriegsmaterial. Sergant-Chef Veith aus Hamburg ist tot. Eine 60er Granate explodierte vor seinen Füßen! Bis zum 31. Januar ein Angriff nach dem anderen. 33 Tage attackiert uns Giab: Vor allen Dingen Nachtangriffe. Mehr als 4.000 Tote und 7.000 Verwundete lässt er liegen. Der Rest flüchtet ins Tonking-Delta. Bis 1954 werden dort Großoperationen gemacht. In der Operation „Mercure“ verlieren die Viets ihre Division 98 total, die Operation „Auvergue“ kostet die Vieths die Division 93. Vom 23. November bis 2. Dezember 1952 bringt Giab seine Division 88 und 308 zum Angriff auf Nasan, Nacht für Nacht bis 7 Uhr morgens. Am 2. Dezember gibt er auf und lässt 3.000 Tote im Vorfeld liegen, 1.800 Verwundete und 680 Gefangene. Nasan steht, wird aber später geräumt. Dann das Verdun des Extreme Orients: Dién Bién Phu: Sechs Bataillone der Legion: Totalverlust. Giab brachte 51.000 Viets zum Einsatz gegen 11.000 Legionäre und Franzosen. Bei einem Verlust von 7.800 Toten und 14.000 Verwundeten kämpfte er von Dezember 1953 bis bis zum Sieg im Mai 1954 gegen uns. Dién Bién Phu fiel in seine Hände. Nach Friedensschluß griff das Viet-Regiment 95 bei Phu hy die II/13 DBLE an. Das Regiment 95 gab es hernach nicht mehr: Keine Verwundeten, keine Gefangenen! Die Legion war noch nicht geschlagen!“
Neun Jahre und acht Monate diente Ottomar in der Fremdenlegion, wurde viermal verwundet, hatte dreimal die Amöben-Ruhr und einmal Sumpffieber, war zweimal nominiert worden und zuletzt Sergeant-Chef und bekam einen ganzen „Klempnerladen“ voller Orden. 1956 verließ er mit den letzten Legionären der II/5e REI Indochina und wurde 1957 als Kriegsversehrter ehrenhaft aus der Legion entlassen und pensioniert. Ob er bereue? „Bereuen, welch ein dummes Wort! Wer so fragt, kann doch wohl nur ein „Roter“ sein. Ich bereue nichts. Im Gegenteil! Die Legion hatte mich in der schlechtesten Zeit meines Lebens in ihre Reihen aufgenommen, in einer Zeit, in der ich 19jähriger keinen Anhang hatte, sehr wenig zu essen, zerlumpte Bekleidung, ja sogar Läuse. Ich bekam keine Arbeit oder Aufenthaltsgenehmigung, weder in Bayern noch in Norddeutschland. Keiner half mir, außer der Legion. Ich war mir bewusst, Kanonenfutter zu sein. Ich lernte viel in der Legion, nicht nur das Töten und dem Tod täglich in die Augen zu sehen. Nein, ich bereue nichts! Heute, nachdem die Ost-West-Mauern gefallen sind, es kein ideologisches Feindbild mehr gibt, komme ich immer wieder zu der Ansicht, dass auch die Kriege nach dem 2. Weltkrieg den Stalinismus geschwächt haben. Er mußte immer mehr Kriegsmaterial herstellen und seine Satelliten unterstützen zu Lasten der Konsumgüterversorgung seiner eigenen Bürger. Waffen sind teuer und so ging der absolute Kommunismus in die Knie. Solange er aber noch nicht vollkommen am Ende ist, soll der Westen vorsichtig sein und alles mit Skepsis betrachten! Es sind noch genug rote Hartköpfe am Ruder.“
Als Ottomar Schmidt nach Europa zurückkam, auf umgekehrtem Wege, Marseille - Offenburg , kam er in ein anderes Deutschland zurück. Es nannte sich Bundesrepublik. Die schlimmsten Schäden durch die Bombardierungen der Städte waren fast nicht mehr zu sehen. Dafür sah man in den Ortschaften leere Flächen, die nun nach und nach bebaut wurden. „Ich fand eine Demokratie vor, die mich freute. Endlich war der Mensch frei und wurde nicht mehr eingesperrt, wenn er seine Meinung äußerte. Ich war ziemlich entkräftet durch die ungeheuren Strapazen der Einsätze in den subtropisch-schwülen Sumpfgebieten, durch Verwundungen und Tropenkrankheiten. Ich war allein, mußte mir Unterkunft besorgen und Geld verdienen für meine Existenz. Zufällig kam ich nach Kaiserslautern und bekam eine Stellung als Hilfskoch im NCO-Club in Vogelweh. Dort lernte ich den Küchenchef Paul Pallmann kennen, von dem ich viel gelernt habe und so langsam kam ich durch gutes Essen wieder zu Kräften. Englisch war für mich kein Problem. Ich hatte es in meiner Jugend in Bremerhaven gelernt. Jetzt verbesserte ich es noch. Mit meinen Landsleuten kam ich nicht sehr gut aus. Sie verstanden meine Situation nicht und es interessierte sie auch nicht, wenn ich über meine Erlebnisse bei der Legion erzählen wollte. So kam, was kommen mußte, ich verfiel dem sogenannten „Vietnam-Trauma“. Immer wieder mußte ich an die guten Kameraden denken, die zerfetzt auf irgend einer Dschungelpiste verendet waren. Nachts wachte ich auf und griff im Traum nach meiner „Mat 46“. Nur langsam setzte sich das Bewusstsein durch, dass ich in Frieden in Deutschland lebte. Ich soff mit den Amis und kam gut mit ihnen zurecht. Die waren ja auch fern der Heimat. Nach vier Monaten wurde Pallmann als Küchenchef in den Offiziersclub nach Rammstein versetzt. Er wollte nur zusammen mit mir dorthin und ich ging als 2. Koch mit. Dort war ich ca. zwei Monate, als die Amis mich fragten, ob ich nicht als Küchenchef im Offiziersclub Phalsbourg-Burscheid in Elsaß-Lothringen arbeiten wolle. Wegen meiner guten Französischkenntnisse wurde mir ein höherer Lohn geboten. Ich sagte zu und fuhr zur Vorstellung hinüber nach Frankreich. Da der Flugplatz außerhalb Phalsbourgs im Ländlichen lag, fuhr ich das letzte Stück mit dem Taxi. Am Eingang des Airports standen zwei Wachhäuschen, eines der amerikanischen M.P. und eines der französischen Gendarmerie. Kein Publikumsverkehr. Ich kannte ja die französische Mentalität und ging daher mit meinen Koffern zuerst auf den französischen Wachtposten zu. Unter strengen Blicken hörte er sich meine Geschichte an. Am Ende fragte er mich, woher ich so gut französisch sprechen könne, und ich sagte ihm, dass ich in der Legion in Indochina war. Seine Gesichtszüge hellten sich auf, und er offerierte mir sofort eine Gauloise-Zigarette. Es stellte sich heraus, dass er Flic in Hanoi war. Er verwies mich weiter an die M.P., die mich schon erwartete. Dort wies ich mein Empfehlungsschreiben des Offiziersclubs Rammstein vor. Kurz darauf holte mich Oberleutnant Lidgard, Chef des Offiziersclubs Phalsbourg-Air-Base, mit seinem Wagen ab. Er zeigte mir seinen Offiziersclub und mein neues Arbeitsgebiet und besorgte mir mit Sondergenehmigung des Wing Commanders (Generaloberst), Chef vom Flugplatz, eine Wohnung direkt auf der Air-Base. Ich war der einzige Deutsche, der dieses Vorrecht besaß. Die internen Versorgungsanlagen waren noch im Entstehen. Der eigentliche Club-Gästesaal sollte noch umgebaut werden, was nach 14 Tagen auch geschah. Ein Innenarchitekt aus Trier übernahm den Umbau. Ich wurde mit einem dieser großen amerikanischen Trailer und einem Serganten als Fahrer losgeschickt, die bestellten Polstermöbel und handgeschmiedete Stehlampen aus Trier abzuholen. Man gab mir Blankoschecks der amerikanischen Bank mit. Ich mußte die Summe selber einsetzen. Die First American Falcon Bomber Wing und ich, wir wurden sehr gute Freunde. Sehr gerne denke ich an Commander Clark zurück, der jeden Tag als erster in meine Küche kam und nach meinen Wünschen die Küche so nach und nach modernisierte. Er offerierte mir sogar eine Stelle in Thule Air Base auf Grönland, was ich aber ausschlug. Dort wäre es mir doch etwas zu kalt gewesen für mein noch junges Leben. Als de Gaulle Frankreich aus der NATO nahm, verließen die Amis den Flugplatz und übergaben ihn den Franzosen und ich verlor dadurch meinen sehr guten Job.“
Als Bauschlosser bei der Firma Holzmann auf Erdlos 1 baute Ottomar das Offenburger Ei mit und war dort einige Monate beschäftigt. Er war immer noch unstet und litt unter dem sogenannten Indochina-Syndrom. Zwei Monate arbeitete er später in Essen im Schlosshotel Hugenpoet als Chef Saucier. Das gefiel ihm auch nicht recht und er landete in Essen-Kettwig auf der Zeche Katharina unter Tage. Das war gefährlich-harte Arbeit mit gutem Verdienst. Schließlich gab er auch dort auf.
So kam er eines Tages nach Hamburg. Das „Weiße Haus“, das frühere Hamburger Seemannshaus (jetziges „Hotel Hafen Hamburg“) mit „Max“ im „Heuerstall“ in der Seewartenstraße ist allen alten Seeleuten ein Begriff. Dort wohnte er die erste Zeit und bemühte sich, auf einem Schiff anzumustern. Was das Seemannsamt damals nicht alles haben wollte: Geburtsurkunde, polizeiliches Führungszeugnis, Nachweis der deutschen Staatsbürgerschaft, ärztliches Seediensttauglichkeits-Zeugnis, Seuchenpass. Endlich war es dann soweit: Er durfte zunächst erst einmal als Kochsmaat auf einem Kümo fahren. Ein Jahr später hätte er mit seinen Kochs-Vorkenntnissen von Land direkt als Koch einsteigen können. So mußte er sich erst einmal hocharbeiten. Die Seefahrt wurde seine zweite Heimat. „Ich kann mich noch sehr gut an mein erstes Kümo MS „Adler“ erinnern. Der Alte war jünger als ich, auch des öfteren besoffen. Er rammte im Rausch im Beisein des Lotsen in Plymouth mit dem Mast die Kohle-Verladerampe und schlug auf den Lotsen ein, so dass der das Schiff verließ. Vier Tage Sonderliegezeit zum Richten des Mastes. Anschließend fuhren wir nach Finnland und holten eine Ladung Bretterholz, die wir nach Landsend schafften. Im Hafen bekam ich Zoff mit dem Kapitän. Höhnisch schüttete er mir Bier über meine Bekleidung in den Koffer, den ich gerade packte und ich verdrosch ihn daraufhin. Unter Polizeibegleitung wurde ich zum Flugplatz gebracht. Merke: Du darfst keinen Kapitän schlagen, auch nicht, wenn er Dir unrecht tut und infam ist! Von dieser Fahrzeit warte ich noch bis heute auf Heuerabrechnung und Zahlung der Sozialabgaben, aber vor dem Gesetz ist die Sache verjährt.“ Zwei Wochen später musterte Ottomar auf dem Erzfrachter MS „Ruhr Ore“ in Genua an. Befrachtungsreeder war damals Schliecker, Mattentwiete in Hamburg. Das Schiff fuhr unter Monrovia-Flagge. Es gab Dollarheuer mit deutscher Sozialversicherung. Als Koch fuhr er ca. 9 Monate: Porta Ordaz - Venezuela - Philadelphia - Amazonas - Dublin - Porta Ordaz - Genua, 1959/60. Alle Begebenheiten, Erlebnisse, Intrigen, auf guten Schiffen, mit guten Kapitänen und Mannschaften, aber auch die mit den schlechten, würden auch wieder Bände füllen.
Hier einige herausragende Ereignisse: 1970: Bürgerkrieg um Öl in Nigeria: Biafra wurde von den Franzosen unterstützt, Nigeria von den Briten. „Ich fuhr auf MS „Jodonna“. In Bergen / Norwegen luden wir Stockfisch. Milchpulver und Notverpflegung hatten wir bereits an Bord genommen. Ich hatte beim Schiffshändler an Land die Bestellung für den Schiffsproviant aufgegeben und wir waren gut bevorratet. Nun fuhren wir den Niger aufwärts nach Port Harcour, der ehemaligen Hauptstadt von Biafra. Dort lagen ein norwegisches Schiff und ein deutsches mit einer riesengroßen Rot-Kreuz-Flagge. Der Hafen selbst war ganz schön zerschossen. Ein paar Dutzend unterernährte Kinder schauten uns hungrig an. Mit Genehmigung des Kapitäns, den ich ansprach, kochte ich einen dicken Haferbrei aus Milchpulver, Wasser und Haferflocken. In leeren Gemüsedosen verteilte ich den Brei zusammen mit einem Matrosen an die Kinder.“ Der Steuermann hatte die Idee, das Rettungsboot mit Stockfisch, Milchpulver und Notverpflegung zu beladen. Zusammen mit dem Funker und zwei Matrosen fuhr er eine halbe Tagesreise den Niger aufwärts und suchte auf einem Nebenarm ein abgelegenes Dorf. Die Leute dort waren halb verhungert. Man riss ihnen die Fracht regelrecht aus der Hand.
Nordern Gas heißt heute das Erdgasfeld zwischen Immingham Hull und Great Yarmouth. Dort wurden in den 1960er Jahren auf See die Bohrtürme, sogenannte Oelriggs, verankert. Das ganze Baugeschehen leitete die Firma Brouwn and Rooth aus Louisiana. Eine Reederei aus Bremen bereederte Versorger-Spezialschiffe. Sie fuhren unter dem Namen Offshore Marine. "KATTENTURM" hieß der Versorger, auf dem ich anmusterte. Sie luden Gasrohre in Hull und brachten sie auf das Mutterschiff "Great Gordon" draußen auf See, wo die Rohre verschweißt und auf dem Meeresboden verlegt wurden. Es war dort oben an der britischen Nordostküste ein höllischer Job: Bis zu 10 m Dünung, die den Versorger an der Außenwand der "Great Gordon" hoch- und niedertanzen ließ. Dabei mussten die Rohre mit einem Gewicht von 1 ½ Tonnen übergeladen werden. Laufend rissen die Festmacherleinen - wie Papier. Wenn die Dünung zu hoch war, kam es vor, dass das Versorger-Deck unter die Fender kam. Es waren dicke acht Meter lange Hartholz-Balken, mit dicken Ketten an Deck der "Great Gorden" befestigt. Die Dünung und das Eigengewicht des Versorgers drückten nun den Fender, der durch Schräglage auf das Deck kam, hoch. Das Deck der „Great Gordon wurde wie Papier zerknittert und hob sich bis zu einem halben Meter.
Zweimal rund um die Welt: In Bremen hatte er auf dem Kühlschiff „ONDINE“ angemustert, das unter schwedischer Charter fuhr. "Wir mussten eine Ladepause einlegen und ankerten 6 Tage lang in einer Bucht vor Nouakchott / Mauretanien. Dort fischten die Japaner. Die hatten in Las Palmas ein Kühlhaus errichtet. Wir hatten Fisch in Kisten geladen. Es war ein Sonntag. Unsere Leute angelten auf dem Achterdeck und plötzlich riefen sie laut nach mir. Das ganze Achterdeck lag voller Makrelen, mindestens ein Zentner und laufend kamen mehr dazu. Zwei Matrosen und mein aus München stammender Kochsmaat halfen mir, Eimer, Wanne, Messer, Schneidebrett und Salz auf das Achterdeck zu schaffen. Den 2. Maschineningenieur brachte ich dazu, ein sauberes Ölfass aufzuschweißen. Daraus machte er nach meinen Angaben ein Räucherfass. Der Kochsmaat und ich kehlten die Makrelen. Hunderte legten wir nach dem Waschen in Salz zum Heißräuchern. Andere steckte ich 10 Stück in Gefrierbeutel. Den selben Abend gab es frischgebratene Makrelen mit Kartoffelsalat. Zwei Plastikeimer voll legte ich sauer ein in eine Essiglösung mit Zwiebeln, Lorbeerblättern, Nelken, Pfefferkörnern. Die 2 ½ Zentner Makrelen-Ernte war uns eine willkommene Abwechslung und Bereicherung für unsere Speisekarte und verringerte meinen Proviantsatz. Anschließend fuhren wir südwärts nach Durban / Südafrika. Dort luden wir Apfelsinen und Äpfel für Singapur. Ich organisierte je drei Kisten für unseren Nachtisch. In Singapur waren wir leider nur 12 Stunden. Es ging weiter nach Hongkong. Dort lagen wir zwei Tage. Ich holte mir eine Eurasierin an Bord und hatte schöne entspannte Tage. Der nächste Hafen war Osaka. Die Japaner organisierten einen Besuch. Es war gerade Worldfair in Osaka. Alles ging an Land. Nur einige wenige, darunter ich, mussten an Bord bleiben. Dafür holte ich mir eine zierliche Japanerin an Bord, die dann die ganze Reise in Japan mitmachte. Von Osaka ging es nach Yokohama und von dort nach Tokio. In Tokio lagen wir 9 Tage in der Werft. Anschließend wurde unser nun leeres Schiff vollgeladen mit Toyota-Autos. Abschied von meiner hübschen Japanerin. Ab ging es über den Pazifischen Ozean nach Zentralamerika. In Honduras machten wir in irgend einem kleinen Hafen fest und entluden unsere japanischen Autos. Dann durchschifften wir den Panamakanal. In Guayaquil wurden Bananen geladen, die wir nach Bremerhaven brachten. Zweimal machte ich diesen Trip mit. Zehn Monate waren vergangen. Danach musterte ich in Bremerhaven ab und ging in Urlaub.“
Ottomar fuhr insgesamt 25 Jahre lang als Koch zur See, genießt jetzt fröhlich seine Rente und verdient sich in seinem rüstigen Ruhestand noch ein paar Mark als Nachtwächter im Hafen hinzu. Seine noch aktiven Kollegen hören ihm interessiert zu, wenn er bei seinen Besuchen im Seemannsheim von seinem bewegten Leben erzählt. - Ottomar ist im Jahre 2003 verstorben.
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amüsant und spannend wird über das Leben an Bord vom Moses bis zum Matrosen vor dem Mast in den 1950/60er Jahren, als Nautiker hinter dem Mast in den 1970/90er Jahren berichtet
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